Warum ist eine Kamille im Nationalpark ein Warnsignal, Frau Selter?
„Ich bin schon ein ganz schöner Naturnerd“, sagt Vanessa Selter,
Rangerin im Nationalpark Unteres Odertal, im Podcast Frisch an die
Arbeit. „Selbst die Bücher, die ich in meiner Freizeit lese, handeln oft
von der Natur.“
Seit sechs Jahren arbeitet Selter im nordöstlichen Brandenburg, direkt
an der Grenze zu Polen, an einem Ort, der in Deutschland einzigartig
ist: „Viele Flüsse in Deutschland sind begradigt oder befestigt worden.
Aber die Oder darf bei uns noch über die Ufer treten“, sagt Selter.
Nach einem Freiwilligen Ökologischen Jahr und einem
Forstwirtschaftsstudium landete Selter durch Zufall im Nationalpark
Unteres Odertal. Sie erhielt dort eine halbe Stelle zur
Mutterschutzvertretung, um Berufserfahrung zu sammeln. „Ich dachte erst:
Uff, ein Nationalpark mit Wasser? Aber dann habe ich mich schnell in
diese Landschaft verliebt.“
Als Rangerin gehört Selter nun zur Naturwacht des Nationalparks, ist
also für die Aufsicht und den Schutz der Natur zuständig. Ihre
Hauptaufgabe ist, die Artenvielfalt zu dokumentieren, wie viele Tiere es
gibt und wie sich das über die Jahre verändert. Dafür zählt sie
beispielsweise Seeadlerhorste und sucht Spuren von Fischottern,
Kormoranen oder Bibern. Auch liest sie Wasserpegel ab.
Für das geschulte Auge gibt es laut der Rangerin auch Alarmsignale, die
für normale Besucher einfach hübsch aussehen. Etwa, wenn plötzlich
Pflanzen wachsen, die nicht in überflutete Feuchtwiesen gehören: „Wenn
Kamille auf den Wiesen wächst, ist das ein Zeichen, dass es zu trocken
ist.“
Besonders gerne erklärt Selters anderen Menschen die Natur, sei es
Kindergarten-Gruppen, die Ausflüge in den Nationalpark machen, oder
Studierende, die in morgendlichen Führungen Fledermäuse beobachten. „Es
ist schön zu sehen, wie Menschen in drei Stunden lernen, den Wald mit
anderen Augen zu sehen.“
Manchmal, sagt die Rangerin, müsse man aber auch aufklären, wenn
Menschen gegen Regeln verstoßen. „Die meisten halten sich an die
Vorgaben. Aber es gibt auch Leute, die sich mit dem Zelt im Schilf
verstecken.“ In der Regel bleibe sie dann ruhig und schicke die Camper
einfach weg. „Einige wissen gar nicht, dass sie sich in einem
Nationalpark befinden.“
Im Podcast erzählt Selter außerdem, warum auch im Nationalpark das
Insektensterben deutlich zu sehen ist und was der Mittelspecht mit
Artenvielfalt und Stadtplanung zu tun hat.
[ANZEIGE] Mehr über die Angebote unserer Werbepartnerinnen und -partner
finden Sie HIER.
[ANZEIGE] Mehr hören? Dann testen Sie unser Podcast-Abo mit Zugriff auf
alle Dokupodcasts und unser Podcast-Archiv. Jetzt 4 Wochen kostenlos
testen. Und falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten,
testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos DIE ZEIT. Hier geht's zum Angebot.